Der Begriff Abwasser bezeichnet in einer Abwasserleitung oder einem Abwasserkanal abgeleitetes Mischwasser, wobei Mischwasser für die Kombination von Schmutzwasser (aus Haushalten, Industrie und Gewerben) und Schmelz- und Regenwasser steht. Der Schmutzwasseranteil kann aus einer Vielzahl unterschiedlicher Bestandteile zusammengesetzt sein, deshalb unterscheidet man Schmutzwasser aus privaten Haushalten (WC, Wasch- , Spülwasser) und aus Industrie und Gewerbe (Abwasseranfall bei der Herstellung von Produkten usw.). Folgende Grafik zeigt die wichtigsten Unterschiede übersichtlich auf:
Abwasser kann sehr unterschiedliche Verunreinigungen enthalten. Diese lassen sich in folgende wesentliche Belastungs- und Schadstoffgruppen unterteilen:
- gelöste und ungelöste Stoffe
- leicht abbaubare organische Stoffe
- schwer abbaubare organische Stoffe
- Schwermetallverbindungen
- pflanzliche Nährstoffe
- gebrauchte und ungebrauchte Medikamente
Zum Schutz von Gewässern müssen alle Schadstoffe durch Behandlung des Abwassers und diverse Aufbereitungsmaßnahmen weitestgehend reduziert werden.
Abwasserentsorgung
Die Abwasserentsorgung und -reinigung ist eine zwingende Notwendigkeit für das Zusammenleben von Menschen. Genau wie die Versorgung mit Trink- und Gebrauchswasser, als auch die allgemeine Versorgung mit Lebensmitteln.
Historisch betrachtet sind alle Siedlungen ausschließlich an Orten entstanden, an denen die Wasserversorgung als wichtigste Komponente gewährleistet war: vornehmlich an Fließgewässern oder im Bereich hinreichend großer Seen oder Oasen.
An Flußläufen ergaben sich zusätzlich zur Versorgung die fast gleichwertigen Vorteile der Entsorgung sowie zusätzlich der Ernährung (Fischfang), des Warentransports usw. Hierfür gibt es tausende Beispiele von der Antike bis in die Neuzeit, wie allein ein Blick auf eine Landkarte zeigt. Siedlungen abseits von Gewässern verlangen die Versorgung durch Brunnen.
Die Entsorgung erfolgte und erfolgt im Prinzip nach wie vor dergestalt, daß das Abwasser wieder in den natürlichen Wasserkreislauf, dem nächsten Bach- oder Flußlauf, zugeleitet wird.
Danach wird Flußwasser wieder als Trinkwasser genutzt, heute zumeist als Uferfiltrat und nach einer entsprechenden Aufbereitung. In Deutschland auf der Rheinschiene zum Beispiel, zwischen Basel und den Niederlanden, in zig Wassergewinnungsanlagen.
Bei landwirtschaftlicher Bodennutzung erfolgt die Entsorgung auch durch Ausbringen der Abwässer (und der tierischen Produkte Mist + Gülle) auf die Felder zur Düngung. Das war und ist so lange in Ordnung, wie sowohl die Mengen in einem passenden Verhältnis zu den zu düngenden Flächen stehen, als auch die Abwässer “natürlichen” Ursprungs sind.
Ein “geregelter” Wasser-/Abwasserkreislauf ist also für das Funktionieren menschlichen Zusammenlebens zwingend notwendig.
Erkannt hat man das bereits in der Antike. Alle damaligen großen Siedlungen waren mit ausgeklügelter Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ausgestattet. Großartige Ingenieurleistungen vollbrachten u.a. die alten Römer.
Dort wo das nicht so war oder zwischenzeitlich dieses Ingenieurswissen verloren gegangen oder ursprünglich gar nicht vorhanden war, konnten sich, teilweise in erheblichem Umfang, Krankheitsherde und Seuchen bilden. Zuletzt war u.a. davon in Deutschland die Stadt Hamburg betroffen. Hier starben 1892 mehr als 8.500 Menschen an der Cholera.
Auch von Hamburg nahm dann in Deutschland und im mitteleuropäischen Raum die Entwicklung von Kanalisation und Kläranlagen ihren Anfang, unterstützt von bedeutenden Ärzten/Wissenschaftlern, z.B. Robert Koch und Max von Pettenkofer.
Es wurde klar, daß das Abwasser, in zunehmender Menge parallel zur Bevölkerungsentwicklung, nicht mehr einfach in die Flüsse geleitet werden konnte, sondern vorher gereinigt werden musste.
Die Entwicklung von Kläranlagen hat seitdem eine rasante technische Entwicklung durchlebt, insbesondere wenn man bedenkt, daß, vor allem seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, eine Fülle von chemischen Substanzen, die in Haushalten und Gewerbe benutzt werden, letztlich im Abwasser landen.